25.9.09

Whings & Wheels in Greven



Mitte September trafen sich Oldie-Liebhaber in Greven. Dort gab es bei "Whings & Wheels" eine Menge rollender und fliegender Old- und Youngtimer zu sehen. Mit dabei: Claudia & ich. Wir fuhren mit dem Mercedes 123 (Youngtimer) ihres Freundes Peter dort hin, er mit seinem Mercedes-Kombi. In der Woche zuvor hatte er uns gefragt, ob wir nicht mit seinem Auto bei einer Rallye mitfahren wollten - und wir wollten.

"Oh, wieder ein reines Frauen-Team", freute sich der Moderator bei der Ausfahrt vom Veranstaltungsort als wir zwei Claudias als eines von 86 Teams an ihm vorbei zur Rallye aufbrachen. Wie sich kurz vorher heraus gestellt hatte, waren wir eines der fünf oder sechs reinen Frauenteams - und bestimmt das einzige, dass nicht wusste, worauf es sich einließ. Wir dachten noch auf der Hinfahrt, wir nehmen an einer Geschicklichkeits- und Wissensrallye teil und fühlten uns für diese Art von Schnitzeljagd gut vorbereitet. Mit an Bord: Picknickkoffer, Brockhaus, Handtuch (man weiß ja nie), Gummistiefel und Laptop. Hier kam es aber darauf an, den richtigen Weg in der richtigen Zeit zu finden und dabei unter anderem sein Können im "Gleichmäßigkeitsfahren" unter Beweis zu stellen. Nebenbei galt es noch die so genannten Baumaffen (Tafeln mit Buchstaben) am Wegesrand zu sehen und deren Inhalt zu notieren. "Wenn Ihr Kirchtürme zählen wollt, die "oben ohne"-Rallye, die Ladystour mit den Cabrios war Gestern", hatte uns vorhin noch ein netter Mitfahrer erklärt.

Na, dann ist ja alles klar. Claudia übernahm das Steuer, ich die Karte. Darin waren jeweils angeben, wie viele Meter es bis zum nächsten Abbiegepunkt waren, und wie viele Straßen dort wie aufeinander trafen. Alle anderen Angaben und Hinweise, zum Beispiel ,wie viele Kreuzungen oder Kurven es bis dorthin gab, fehlten. Denn fragten wir uns den ersten Teil der Strecke, ob wir irgendwas verpasst hatten. Unsere allererste Rallye und alles klappte hervorragend. Spätestens beim ersten Gleichmäßigkeitsfahren war jedoch klar: So einfach ist das doch nicht. Erstes Handicap: Wie rechnet man das noch mal? Auf 3300 Metern dürfen wir nicht schneller oder langsamer als 30 km/h fahren - inklusive Abbiegemanövern etc. ... - ... wann müssen wir dann am Zielpunkt ankommen ...? Zweites: Die Zeitmessung. Wir hatten vier Uhren an Bord, alle gingen anders und hatten keine Sekundenangaben. Claudia: "Also meine Armbanduhr geht ein paar Minuten vor, damit ich wirklich immer pünktlich bin." "Meine auch, nützt aber nicht immer was - und wie spät ist es nun genau?" Der einzige Zeitmesser mit Stoppfunktion war im fast leeren Handy eingebaut, also auch nur mit Vorsicht einzusetzen. Bei den Mitfahrern nachgefragt, stellte sich raus, dass unser Equipment im Vergleich vorsintflutlich war. Dafür hätten wir aber noch zwei andere Teams mit durchfüttern können und waren sonst für vieles gerüstet. Die Streckenposten kommentierten beim nächsten Stopp unser "jetzt müssen wir wirklich mal die Uhren richtig stellen" lediglich mit einem: "Das Problem hatten einige andere Teams auch schon - aber immer nur die Frauen."

Für die einzelnen Tourabschnitte hatten wir immer nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung, zum Beispiel 35 Minuten. Passierte man diese Zeitkontrolle mehr als drei Minuten zu früh, gab es Strafpunkte. Jede Minute nach den vorgebenen 35 brachte einem aber auch welche ein. Es galt also, möglichst schnell den Weg durchs Münsterland zu finden und dann im Zweifelsfall noch ein paar Minuten vor dem Kontrollposten zu warten. Eine gute Gelegenheit, um mit anderen Teams ins Gespräch zu kommen: "Wir sind übrigens die mit dem Goldenen dahinten", so ein Mitfahrer beim dritten Stopp: "Die Strecke ist ganz schön tricky - oder?" Unser Problem war (noch) nicht die Strecke, sondern die Einhaltung der Zeitvorgabe. Beim vorherigen Kontrollpunkt gab ich mit Karte und Uhr in der Hand die Anweisung: "Langsamer wir sind zu früh - oder? Scheiße, nein zu spät! Gib Gas! Schneller!!!" Während wir uns nach dem Gespräch mit dem "Goldenen-Team" hinsichtlich der Zeiteinhaltung prinzipiell verbesserten, bereitete uns die Tourenführung auch weiterhin selten Probleme: "Es kommt eine T-Kreuzung, wir biegen rechts ab und stellen den Kilometerzähler auf 0", lautete eine meiner Standard-Ansagen. Es ist nebenbei bemerkt schon erstaunlich, wie viele T-Kreuzungen es gibt. Verfahren haben wir uns selten. Einmal folgten wir einem anderen Team als ich merkte, die sind falsch: "Stopp! Zurück, rechts rein." Claudia: "Ist der vor uns falsch?" "Ja." "Sicher?", "Ja, wenden, hier gehts." "Super, dann haben die sich ja voll verfahren - die sind doch weiter gerade aus gefahren - oder?" Blick in den Rückspiegel: "Ja, die sind wir los."

Einen Rückschlag erlitten wir allerdings bei der Fahrt durch Tecklenburg. Zwar hatte Claudia dort einen Heimvorteil und ahnte oft, wo es hin gehen sollte. Doch dann hielt ein auswärtiger, nicht zur Rallye gehörender BMW mitten vor uns auf der Straße. Die Insassen wollten zur Aufführung der Freilichtbühne und hatten sich verfahren. Ein Polizist erklärte ihnen den Weg. Gefühlt dauerte das ewig, vorbei fahren ging auch nicht. Beim nächsten Kontrollpunkt fragte ein Porsche-Fahrer glatt: "Ihr seid aber spät. Seit Ihr überhaupt noch gewertet worden?" Ja, waren wir. Und schließlich das war unsere erste Rallye. Unser Motto lautete: Hauptsache ankommen. Im Laufe des Tages hatten wir es noch um ein "... aber hoffentlich nicht als letzte" ergänzt. Der Porsche-Fahrer hingegen ließ gerne seine bisherigen Rallye-Erfolge ins Gespräch einfließen und fuhr definitiv auf Sieg. Die meisten anderen Teilnehmer gingen recht entspannt an die Sache - eine andere Ausnahme bildeten zwei Brüder mit ihrem R5. Sie gewannen übrigens am Ende auch in ihrer Klasse. Vor dem Prosche. Eine weitere Auffälligkeit: Die gemischten Teams wirkten teilweise im Laufe des Tages immer unentspannter und schauten immer verkniffener.

Bei uns lief es weiterhin gut: Abgesehen vom Speichen-Raten - Sie haben 15 Sekunden Zeit, wie viele Speichen hat dieses Rad? - schnitten wir bei den anderen Übungen auch nicht schlecht ab. So kann sich das Endergebnis sehen lassen: Platz 62 von 86. Und wenn wir das nächste Mal erst richtig ausgestattet sind ...

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