5.1.09

Sechs Bauteile und ein paar Schrauben: Die Nr. 14 feiert Geburtstag


Ein Klassiker wird 150 Jahre alt: Als Michael Thonet im Jahr 1859 in Wien seinen „Consumsessel Nr. 14“ präsentierte, konnte er nicht ahnen, dass er den später meistgebauten Stuhl aller Zeiten entworfen hatte.
Das heute vom gelb-blauen Möbelhaus bekannte Prinzip - ein Möbelstück unmontiert zu verkaufen - war damals eine absolute Neuheit: Der Nr. 14 - heute 214 - war in seine wenigen Einzelbestandteile zerlegbar und konnte deshalb in arbeitsteiligen Prozessen hergestellt werden. Folge: Der später als „Wiener Kaffeehausstuhl“ bekannte Stuhl konnte Platz sparend und einfach verpackt in alle Welt importiert werden.


Ebenfalls Aufsehn erregend: Die für damalige Verhältnisse revolutionär schlichte Gestaltung. Mit seiner schnörkellosen Form und durch seine hohe Funktionalität steht der Nr. 14 für eine neue Ästhetik. Denn die Möbel der Konkurrenz wurden zwar auch meist industrielle gefertigt, sollten aber möglichst teuer und wie handgearbeitet aussehen. Die Folge waren überfrachtete, schwere Möbel. Kein Vergleich dazu der auch optisch auf seine Funktion reduzierte Nr. 14. Damit eingerichtet sahen Wohnungen, Cafés und Restaurants plötzlich ganz anders aus – weniger schwer, weniger üppig.


Dabei war der Preis des Thonet-Stuhl so günstig, dass er für die Masse erschwinglich war - Stichwort "Drei-Gulden-Stuhl". Und seine Qualität war und ist so gut, dass die "Kaffeehausstühle" Generationen überleben. Die Legende sagt sogar, dass vor der Möblierung des Restaurants im Pariser Eiffelturm ein Exemplar aus 57 Metern nach unten stürzte – und diesen Sturz unbeschadet überstand.

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