24.6.09

Reif fürs Museum: Ikea


"Ich heiße Ingvar und bin ein Bauernjunge aus Älmhult." Alles in allem eine Million Schweden und somit über zehn Prozent der Gesamtbevölkerung hörten am Mitsommer-Wochenende zu, als der 83-jährige Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ihnen in einem eigenen Radioprogramm anderthalb Stunden über sich, seine ersten Schritte und neue Ideen mit der größten Möbelkette der Welt erzählte: "Am Baum der Erkenntnis bin ich nicht so gut hochgekommen. Hab' mit Mühe die Realschule geschafft." Dem "ganz ordentlichen Geschäftserfolg" habe das aber nicht geschadet.


Wer mehr über Ikea erfahren möchte, pilgert in diesen Wochen in die Stockholmer Liljevalchs-Kunsthalle: Hier präsentiert eine Ausstellung den Ikeas Weg vom winzigen Postversand zum weltweit größten und ganze Generationen prägenden Möbelausstatter. Zusehen sind unter anderem Wohn- und Kinderzimmer aus den 60er und 80er Jahren, Sofas aus Jeansstoff und Blumendessin in Orange. Wer will kann außerdem virtuell in Ikea-Katalogen blättern. So auch im ersten aus dem Jahr 1949, der kaum bebildert war und sich hochachtungsvoll «an die geehrte Dorfbevölkerung» wandte. Darüber hinaus hängen an den Wänden Fotos von alten VW-Käfern und Buckel-Volvos, wie sie hoch beladen mit ganzen Sitzgarnituren oder den typischen flachen Selbstbastel-Paketen die Läden verlassen. Die passenden Dachgepäckträger verkaufte Ikea gleich mit. Und auch die meist unbekannten Gestalter der Ikea-Möbel werden dem Publikum in der Stockholmer Ausstellung präsentiert.
«Ikea ist ein Teil unseres Kulturerbes, ein Stück unserer Geschichte und Identität», sagt Museumssprecherin Annika Wretman. Ikeas Erfolg, basiert auf dem in der Heimat und Schwedens Entwicklung: «Folkhemmet» («Volksheim») nennen die Schweden ihren gut ausgebauten Wohlfahrtsstaat und ergänzen oft: «Die Sozialdemokraten haben ihn geschaffen, und Ingvar hat ihn möbliert». Dass das den meisten Schweden gefällt, spiegelt die Stockholmer Ausstellung quer durch alle Ausstellungshallen wider – angefangen beim Eingangsbereich, der wie ein überdimensional großer Kleiderschrank wirkt. Weitere Infos zur Ausstellung gibt es hier.


Wer nicht nach Stockholm fahren kann oder will, für den stellt die Ausstellung „Democratic Design“ vielleicht eine Alternative dar. In der Neuen Sammlung in München werden exemplarisch ausgewählte Möbelobjekte aus den Fünfziger und Sechziger Jahren, Klassiker aus den Siebzigern und Achtzigern sowie etliche Objekte aus den PS-Kollektionen, der Designer-Serie von IKEA noch bis zum 12. Juli 2009 gezeigt. Ihnen allen ist eine die Haltung gemein: Die Möbel müssen “schön, gut und günstig sein, Design darf nicht elitär, sondern muss für alle Menschen erschwinglich sein.” So definiert IKEA seinen „Democratic Design“ benannten Gestaltungsanspruch. Weitere Infos gibt es hier.
Fotos Ausstellung Stockholm: Ikea PR, Fotos Democratic Design: Neue Sammlung München

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