17.2.11

Was haben Kronleucher, Reklame für Möbel und der Henri Cartier-Bresson gemeinsam?


Sie sind Thema einer Ausstellung des Museums für Gestaltung in Zürich. Den Anfang macht noch bis zum 27.3.2011 die Ausstellung: Kronleuchter – Juwelen des Lichts.

Ob aus Bergkristall, Glas oder Kunststoff – kaum ein anderes Gestaltungsthema hat über die Jahrhunderte hinweg eine so facettenreiche und fantasievolle Entwicklung erlebt wie der Kron-leuchter. Das Herstellen eines Kronleuchters verbindet seit jeher die unterschiedlichsten Hand-werkskünste mit neuester Technologie. In ihm vereinen sich Gebrauchswert und Schmuck, Symbol und Luxus mit gestalterischer und künstlerischer Experimentierfreude.
Kronleuchter, je nach Sprachgebiet auch Krone, Luster oder Lüster genannt, gab es schon im Mittelalter. Der Sonnenkönig Ludwig XIV. machte sie zu einem Muss in den Herrscherhäusern des 17. Jahrhunderts, und die in ihm verborgene Symbolik erhob den Kronleuchter zum fürstli-chen Statussymbol. Vermögen wurden ausgegeben für die «aus mehreren Armen bestehenden Leuchter, welche an einer Schnur in der Mitte eines Zimmers hänget, von der Ähnlichkeit mit einer Krone», wie das Objekt der Begierde in der Oeconomischen Encyclopädie (1773-1858) von Johann Georg Krünitz beschrieben wird. Friedrich der Grosse schwärmte für die Lüster und kaufte in Frankreich en masse Vorlagen für seine eigenen Kunsthandwerker.

Mit der Industrialisierung wurde aus den exklusiven Kunstwerken Massenware. Die Erfindung der Glühbirne und der Einzug des Kronleuchters en miniature in die bürgerlichen Wohnstuben degradierten ihn zur Dekoration. Heute hängt der Kronleuchter nicht mehr allein in Räumlichkei-ten der Macht, des Luxus oder der Kultur, sondern gleichermassen im Bioladen und im Nacht-club, im Schaufenster oder im Friseurladen. Architekten setzen ihn als Kontrapunkt gegenüber reduziertem Design und verstehen ihn als Teil ihrer Raumkonzepte. Selbst in den Küchen Wohngemeinschaften erstrahlt sein Glanz – das einst antibürgerliche Konzept der Glühbirne am Elektrokabel hat scheinbar auf allen Ebenen ausgedient.

Der Kronleuchter war und ist immer wieder Ausdruck des Zeitgeists, heute genauso wie vor 300 Jahren. Die ausgewählten Exponate beleuchten erstmals die stilbildende Entwicklung des Kron-leuchters vom Öllämpchen bis zur Leuchtdiode, vom böhmischen Barockluster zu Philippe Starcks extravagantem Chandelier für Baccarat. Eine Entwurfszeichnung aus der Werkstatt des Giovanni Battista Metellino für einen Kronleuchter mit Bergkristallbehang aus dem Jahr 1720 findet sich ebenso in der Ausstellung wie die zeitgenössische Umsetzung eines Kronleuchterde-tails des Berliner Künstlers Martin von Ostrowski im Schloss Sanssouci. Lichtdesigner wie Ingo Maurer experimentieren mit dem Material, und die künstlerischen Positionen des Kaliforniers Jason Rhoades.

Fotonachweis: Kronleuchter Marmorsaal Sanssouci schwarzweiss © Martin von Ostrowski, Berlin,
Ingo Maurer, Porca Miseria!, Photo: Tom Vack, München © Ingo Maurer GmbH, München
Philippe Starck für Baccarat, Zénith, 2003; Schwarzer Kristall und Baccarat, Solstice Comète, 2010; Kristall © Baccarat


Reklame für Möbel – Das Archiv der Embru-Werke (9.3.–3.4.2011)
Der Möbelhersteller Embru blickt auf eine reiche Geschichte zurück und verfügt dem-entsprechend über ein umfangreiches Archiv. Die dort aufbewahrten Objekte sind für die Schweizer Designgeschichte, insbesondere für die Zeit der Moderne von 1930 bis 1940, von unschätzbarem Wert. Im Firmenarchiv finden sich Vintageabzüge einfluss-reicher Fotografen wie Hans Finsler oder Michael Wolgensinger, aber auch handretu-schierte Druckvorlagen und Prospekte, die der Grafiker Pierre Gauchat für die Präsen-tation der Möbel von Marcel Breuer, Werner Max Moser, Flora Steiger- Crawford oder von Le Corbusiers Liege LC4 entwarf. Die Embru-Werke haben sich entschlossen, viele dieser bedeutenden Dokumente dem Museum für Gestaltung Zürich als Schen-kung zu überlassen. Die Ausstellung zeigt diese Objekte zusammen mit den entspre-chenden Möbeln aus der Designsammlung. Dank der grosszügigen Schenkung von Embru lassen sich somit Möbel- und Werbegeschichten von den ersten Entwürfen bis hin zum fertigen Katalog nachzeichnen.
Fotonachweis: Foto: Hans Finsler, Retusche: Pierre Gauchat, Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung, Schenkung Embru-WerkeAG, Rüti


Henri Cartier-Bresson (8.4.–24.7.2011)
Henri Cartier-Bresson (1908–2004) ist einer der einflussreichsten und am meisten be-wunderten Fotografen der Geschichte. Bereits seine ersten Werke aus den frühen 1930er Jahren bestechen durch einmalige Qualitäten – in der Komposition, dem Bild-ausschnitt und der Dramaturgie.

Wie keinem anderen gelang es Cartier-Bresson, mit seiner Kamera entscheidende Momente festzuhalten. Zusammen mit befreundeten Fotografen gründete er 1947 die Agentur Magnum, die die Rechte der Fotografen an ihren Bildern vertritt. Als Fotore-porter und -künstler prägte Cartier- Bresson in den folgenden Jahrzehnten Magazine wie „Du“ oder „Life“.

Grosse Reportagen führten ihn als einen der ersten westlichen Reporter in die Sowjet-union, nach Indien, Indonesien und China. Sein Werk hat nicht nur Referenzcharakter für den Bildjournalismus des 20. Jahrhunderts, sondern für Ästhetik und Ethik der Fo-tografie überhaupt. Die Retrospektive vereint erstmals in der Schweiz rund 300 Foto-grafien mit seinen Filmen und den wesentlichen Publikationen. In Zusammenarbeit mit der Fondation Henri Cartier Bresson und Magnum Photos / Paris.
Fotonachweis: © Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos

Weitere Informationen zu den Ausstellungen finden Sie hier.

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