25.10.08

Die Steckenpferdreiter sind wieder los!


In Erinnerung an die Verkündung des Westfälischen Friedens von der Treppe des Osnabrücker Rathauses vor 360 Jahren wird alljährlich in Osnabrück am 25. Oktober der Friedenstag gefeiert. Aus diesem Anlass ziehen auch in diesem Jahr am Montag, 27. Oktober, die Viertklässler der allgemeinbildenden Schulen Osnabrücks mit selbstgebastelten Steckenpferden und geschmückt mit farbigen Hüten durch die Innenstadt. Das Steckenpferdreiten findet seit 55 Jahren jedes Jahr in der Friedensstadt Osnabrück statt.
1400 Schülerinnen und Schüler aus rund 70 vierten Klassen treffen sich um 17 Uhr an der Johanniskirche, wo sie von Oberbürgermeister Boris Pistorius begrüßt werden. Gemeinsam stimmen sie dann das „Lied der Steckenpferdreiter“ an, das eigens für dieses Osnabrücker Kinderfest komponiert wurde: „Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück und singen für den Frieden...“
Gegen 17.15 Uhr setzt sich der farbenfrohe Umzug durch die Johannisstraße über den Neumarkt, die Große Straße, den Nikolaiort, die Krahnstraße, die Marienstraße und die Heger Straße in Bewegung. Der Neumarkt wird von zirka 17.20 bis 18 Uhr für Kraftfahrzeuge nicht befahrbar sein. Der Umzug wird gegen 18 Uhr auf dem Markt eintreffen, wo alle Kinder über die Rathaustreppe reiten, um aus der Hand des Oberbürgermeisters süße Brezeln zu erhalten. Anschließend wird es neben einem Musikprogramm auch ein Feuerwerk - mit Einsetzen der Dämmerung - geben.
Das Steckenpferdreiten ist ein Friedensfest für Kinder, das ihnen den Gedanken der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens auf spielerische Weise vermitteln soll. Die von Oberbürgermeister Boris Pistorius ausgeteilten Brezeln sollen die Erinnerung an den Frieden von 1648 symbolisieren.

Die Tradition des Steckenpferdreitens geht auf das Jahr 1650 zurück. In dem Jahr des Friedensexekutionshauptrezesses sollten in Nürnberg die praktischen Folgen aus dem zwei Jahre zuvor geschlossenen Westfälischen Friedensvertrag geregelt werden. Damals ritten Nürnberger Jungen mit Steckenpferden zu Fürst Piccolomini, dem Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III., um ein „Friedensgedächtnis“, ein Andenken an den Frieden, zu erbitten. Piccolomini ließ nach Abschluss des Exekutionsrezesses eine große Anzahl von silbernen, viereckigen Gedächtnispfennigen prägen, die auf der einen Seite einen Jungen als Steckenpferdreiter zeigen. Auch die Jugend erhielt die Münze, „um die Friedensfreude in die nächste Generation weiterzuvermitteln“.
Die emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage bearbeiteten 1875 in ihrem Buch „Geschichten für die Jugend" das Nürnberger Ereignis. In ihrer Sage ist der Schauplatz der Handlung die Friedensstadt Osnabrück.
Die Geschichte der Schwestern von Dincklage war letztlich die Quelle für das Osnabrücker Steckenpferdreiten, das 1948 der damalige Stadtarchivar Ludwig Bäte (1892-1977) anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens im Rahmen der Friedensgedächtniswoche der Stadt Osnabrück ins Leben rief. Damals ritten rund 100 Jungen zu Ehren des Friedens durch die noch kriegszerstörte Altstadt und umrundeten den Marktplatz zweimal.
Seit 1953 wird das Osnabrücker Steckenpferdreiten jährlich und in erweiterter Form veranstaltet. Seitdem hat es sich zu einem überregional bekannten Kinderfest etabliert.

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